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OFFLINE VALUE Konzepte

Eigentlich ist "offline" einfacher als "online". Manchmal erfordert der datensparsame Offline-Betrieb von Systemen aber etwas mehr konzeptionelle Überlegungen, als der Betrieb über die Cloud. Fernzugriff, Update-Bereitstellung, Geo- und Kartenzugriff oder Spracherkennung: Manche dieser Konzepte wurden in der Vergangenheit zu schnell den allgegenwärtigen Online-Diensten überlassen und sind heute ohne diese selbst für etablierte Hersteller kaum noch vorstellbar. Wie hier OFFLINE VALUE geschaffen werden kann, dürfte nicht nur für Hersteller entsprechender Produkte sondern auch für deren AnwenderInnen interessant sein. Deshalb wollen wir am Beispiel einzelner Produktklassen vorstellen, wie das funktionieren kann.

Wir freuen uns über Beiträge von Produktentwicklern, welche hier ihre Offline-Konzepte vorstellen.

Saugroboter sind typische smarte Produkte, die heute in vielen Haushalten anzutreffen sind. Betrachtet man die am Markt erhältlichen Modelle, so stellt man schnell fest, dass die Anbindung an das Internet, meist über eine entsprechende Smartphone-App, weitestgehend Standard für die Steuerung dieser smarten Haushaltshelfer ist. "Nur dumme und primitive Saugroboter brauchen kein Internet und keine App", so die landläufige Meinung. Dies wiederum schließt die Nutzung leistungsfähiger Saugroboter für datenschutzsensible und weniger internet-affine AnwenderInnen aus. Oder?

Es geht auch anders. Bei genauerer Betrachtung des Angebotes an Saugrobotern kann man zahlreiche Modelle entdecken, die grundsätzlich auch direkt, z. B. über eine Infrarot Fernbedienung steuerbar sind. Die lokale Steuerung umfasst oft nicht nur das einfache Starten der Saugroboter sondern auch das Programmieren der nicht ganz unwichtigen Zeitsteuerung fürs automatische Saugen. Letztlich ist so eine vollwertige Nutzung des Gerätes ohne Internetzugriff möglich. Und damit ohne die Erfassung von Nutzungsdaten (wie zum Beispiel Zeitpläne, Sensordaten, Videos) auf einem aus Nutzersicht meist unbekannten Internetserver. Updates können per Internet bereitgestellt und per USB-Stick eingespielt werden.

Offline-Value schließt jedoch eine Smartphone-Anbindung nicht grundsätzlich aus. Es gibt smarte Geräte mit eigener Weboberfläche, welche von jedem Gerät im heimischen Netzwerk (also auch von jedem Smartphone) aufgerufen und konfiguriert werden können, ohne dass auch nur ein Byte in Richtung Internet gesendet werden muss.

Das Problem besteht darin, dass solche Geräte am Markt kaum identifizierbar sind. Denn während "per App weltweit steuerbar" als Werbebotschaft gesehen und fast immer mitgeteilt wird, wird die Nutzbarkeit ohne Internet fast schon schamhaft verschwiegen. OFFLINE VALUE soll hier helfen, solche Produkte zu erkennen und datenschutzbewusste Kaufentscheidungen zu fällen.

Smart-Home bedeutet die intelligente Überwachung und Steuerung von Elementen des eigenen Wohnumfeldes. Licht, Heizung, Rollläden, Haushaltsgeräte – sie alle können zunehmend in intelligente Steuerungssysteme integriert werden. Dazu müssen Informationen der verschiedenen Sensoren und Regelelemente zentral erfasst und verarbeitet werden können. Und richtig, ein Fernzugriff ist ein wichtiges Element. Zumindest wenn man aus der Ferne die Heizung einschalten will. Oder einfach nur kontrollieren, ob das Licht aus ist.

Auf den ersten Blick geht das nur über einen Internetserver, der all diese Informationen erfasst und z. B. über einen Browser weltweit erreichbar ist. Aber genau über diese Schaltstelle entsteht eben auch das Risiko, dass Daten unkontrolliert abgegriffen, ausgewertet und datenschutzwidrig genutzt werden. Oder das Dritte in die Steuerung der Komponenten unbefugt eingreifen.
Doch wie sollte ein "Offline-Smart-Home" funktionieren?

Entsprechende Konzepte basieren darauf, dass sich die Schaltstelle des Smart-Home, meist mit einem eigenen Betriebssystem ausgestattet, direkt in der eigenen Wohnung befindet. Dies könnte z. B. der fast immer vorhandene Internetrouter sein. Die Verbindung zu den Geräten erfolgt wie gewohnt über WLAN, Bluetooth oder eine andere Verbindung. Das Besondere beim Offline-Smart-Home besteht darin, dass für die Fernsteuerung kein externer, im Internet befindlicher Server benutzt wird. Wird ein Fern-Zugriff gewünscht, ermöglicht die Smart-Home-Zentrale einen direkten Zugriff, z. B. über einen VPN-Tunnel. Dabei wird das Internet "nur" als Übertragungsweg verschlüsselter, für Außenstehende nicht sichtbarer Informationen genutzt. Die Speicherung der Daten erfolgt bei der AnwenderIn und diese(r) hat damit die Kontrolle über ihre/seine Sicherheit.

Wenn wir auf unseren Smartphones Apps installieren, bemerken wir, dass diese in unterschiedlichem Maße Zugriffsrechte erfordern. Je nach Anwendung geht es z. B. um den Zugriff auf die Kamera, auf Dateien, verschiedene Sensoren oder Kontaktdaten. Der Anwender sollte im Regelfall verstehen können, warum die jeweiligen Zugriffe erforderlich sind. Sie beinhalten aber auch datenschutzrechtlich sensible Daten, die viel über den Nutzer preisgeben.

Benötigt nun jede dieser Apps auch einen vollen Internet-Zugriff? Wie viel einfacher wäre der Umgang mit Assistenten, Games und Gesundheits-Apps, wenn wir wüssten, dass sie ausschließlich lokal auf unserem Gerät Daten verarbeiten. Wir könnten der App den vollen Zugriff auf alle Smartphonedaten und -sensoren gewähren, ohne uns darüber Gedanken machen zu müssen, was andere mit diesen Daten machen könnten.

OFFLINE VALUE sind Apps, die kontrollierbar ohne Internetzugriff auskommen. So dürfte z. B. das Laden von Informationen aus dem Internet nicht essentielle Funktionen berühren und müsste einzeln kontrollierbar sein. Werbung, wenn vorhanden, wird mit der App initial geladen und ohne direkten Online-Zugriff ausgespielt.

 Ja richtig, eine solche App würde höchstwahrscheinlich Geld kosten, da es ohne Internetzugriff schwerer ist, auf Vorlieben und Bedürfnisse abgestellte und damit hochpreisige Werbung zu platzieren. Eventuell wird auch der Zugriff auf Internet-Informationen etwas unkomfortabler, weil dieser Zugriff jeweils eine Erlaubnis erfordert. Dafür sind diese Apps auch dort einsetzbar, wo höchstes Vertrauen in Daten- und Zugriffssicherheit erforderlich ist.

Nicht nur für PrivatanwenderInnen ist OFFLINE VALUE ein zunehmend wichtiges Sicherheitsmerkmal. Auch in Firmen und Institutionen wird es immer wichtiger, den Zugang zum Internet zu kontrollieren oder für sensible Bereiche ganz zu kappen. Das betrifft die App auf dem Diensthandy genauso wie eine komplexe Produktionsanlage oder auch ein Verteidigungssystem. Wir möchten Anbieter fördern, die für kritische Einsatzbereiche Produkte so konzipieren, dass diese grundsätzlich auch ohne dauerhaften Internetzugriff funktionieren. Die bewusst auf den Einsatz von Cloud-Intelligenz und Online-Updates verzichten, weil sie wissen, dass ihre Kunden hohen Sicherheitsanforderungen unterliegen.